vDürener Nachrichten vom 19 Juli 2006
glubschy
s
  HEIMBACH. Wer zu tief ins Gas guckt, bekommt glasige Augen. "Glupschy" heißt die fröhliche Kunst von Peter Freund - ein Objekt mit visuellen überraschungen: Hinter halbrundem Glas schielen verzerrte Bilder nach dem Betrachter. Der fühlt sich bei null Promille wie betrunken. Daneben grinsen orangefarbene Tennisbälle namens Poc und lassen sich alles Mögliche in den Mund schieben. Zettel oder Stifte beispielsweise.
In "Sporting Life - Auf andere Art" wartet so mancher Hingucker auf den Besucher der Galerie "Kunstwerk". Zum Teil Auftragsar-, beiten, zum Teil Ausstellungsstücke aus einer Privatsammlung häat Galeristin Marita Jaeger hier zusammengestellt.
Im Eingangsbereich laden zwei Collagen von Professor Dr. Michael Grade zur Sportarten-Suche im "Sportpourri" ein. Sport ist darin im weitesten Sinne auch Barbie und Bauch, Beine, Po sind vertreten.
"70 Sportarten sind darin versteckt. Wer 57 findet, bekommt einen Preis", spornte Michael Cirade die Besucher an.
Die waren bei der Vernissage vor allem damit beschäftigt, sich nicht gegenseitig auf die Füße zu treten, denn die kleinen Räume quollen bei der Ausstellungseröffnung förmlich über. Zwischen den begeisterten Gästen ragten die Werke des Düreners Christian Reinartz in die Höhe: Mit der Kettensäge hatte er biegsame, langgliedrige Gestalten aus dem Holz geschält. Nun spotten sie der Schwerkraft.
Den farbenrohen Rahmen bilden die Exponate von Ilka Meschke. Die Lüpertz-Schülerin aus Düsseldorf hält Reiter und Golfer in schwungvoller Pose fest. So viel Energie und Sicherheit im Duktus! Wohltuende Farbkombinationen erzeugen dabei eine aufheiternde Stimmung.
Reitsport und Golf sind die beiden beherrschenden Themen dieser Ausstellung. Christa Bremer beispielsweise ließ den Golfer nach dem Schlag in Bronze erstarren. Die Künstlerin erhielt kürzlich eine Förderung durch die Springmann-Stiftung. Im Gegensatz zum splittrigen, hellen Holz von Christian Reinartz schmeicheln die runden, glatten Formen der Hand.
Die Ausstellung ist noch bis einschließlich Sonntag, 3. September, immer donnerstags und freitags jeweils von 14.30-19 sowie samstags und sonntags 13-17 Uhr
zu sehen. (vm)
sKölner Stadt-Anzeiger 15/16. Juli 2006
  VON CHRISTINE BADKE
Heimbach - Wie ist das Verhältnis eines Menschen zum Raum? Wie lassen sich die Proportionen einer Figur festlegen? Was muss ich beachten, damit eine Plastik im Gleichgewicht bleibt? Diese abstrakt klingende künstlerische Auseinandersetzung mit gestalterischen Grundgesetzen ist nicht etwa nur fortgeschrittenen Kunststudenten vorbehalten. Elf Kinder ab sechs Jahren setzten am vergangenen Donnerstag eifrig und lustvoll um, was die Heimbacher Bildhauerin Luise Koett-Gaertner ihnen zeigte.
Die jungen Kunstschüler nahmen an einem Workshop teil, der thematisch an die aktuelle Ausstellung in der Galerie "Kunstwerk" gekoppelt war. "Sporting Life - auf andere Art", so der Titel der Schau mit den Arbeiten von acht regional und überregional bekannten Künstlern, war auch das Motto der Modellier-Aktion. Eine Aufgabe, die die kreativen Kinder mit Bravour meisterten. Da Koett-Gaertner auch eine pädagogische Ausbildung hat, fiel es ihr nicht schwer, die nötige Anregung und Anleitung zu geben, ohne die Kinder in ihrer künstlerischen Freiheit einzuschränken.
Mittendrin werkelten zwei erwachsene Schüler der Bildhauerin: Anne Fiedler aus Heimbach bereitet sich derzeit bei Koett-Gaertner auf ihr Industriedesign-Studium, David Oliver Eslen aus den USA auf sein Kunststudium vor. Zunächst kam es darauf an, die Grundfigur mit Eisendraht zu formen. Ein Bein muss mindestens auf dem Boden stehen", erklärte die Künstlerin. Anschließend gaben sie ihren Skulpturen mit Alufolie das nötige Volumen, bevor sie die Oberfläche mit Gipsbändern vollendeten.
Zum Schluss konnte jeder seine Sportler-Figur entweder mit Stoffresten "ankleiden" oder bemalen. "So vermittelt man nicht nur Kunst und Kultur auf unterhaltsame Weise, sondern entdeckt auch richtige Talente", schwärmte Luise Koett-Gaertner von den jungen Workshop-Teilnehmem.
Die fertigen Skulpturen der Kinder sind in einer Vitrine neben Werken von Immendorf- oder Lüpertz-Meisterschülem zu sehen - eine Auszeichnung, die die Nachwuchs-Künstler sicher nicht so schnell vergessen werden. "Sport abseits des Fußballs" (damit es nicht zur Überstrapazierung der WM kommt, so Jaeger) ist die thematische Klammer, unter der bis zum 3. September Bilder, Skulpturen, Kollagen und Objekte zu sehen sind. Der Fokus liegt auf den Bereichen Reiten und Golf, beides in der Region stark vertreten. "Gerade jetzt, kurz vor der Reit-MTM in Aachen", meinte die Galeristin.
So zeigt Prof Dr. Michael Grade über 40 Sportarten mit ihrer Geschichte in einer Collage, Christian Reinartz hat außer Holz-Sportlern auch Skulpturen, die auf Funktionäre und den "Pokal" anspielen, mitgebracht.
Ilka Meschke zeigt intensive, "schnelle" Gemälde, und Peter Freund gestaltete humorvolle Objekte zwischen Abstraktion und Anwendbarkeit.
Außerdem sind Skulpturen von Christa Bremer zu sehen. Der Breslauer Eugen Wisnewski und der in Den Haag ansässige Corrado Simeoni, die vor einiger Zeit im Kölner Sportmuseum ausstellten, sind ebenfalls mit Bildern vertreten. Schließlich gelang es Galeristin Marita Jaeger, atmosphärisch mitreißende Zeichnungen des verstorbenen Antonius Höckelmann auszustellen, dessen Bildern man die atemlose Spannung auf der Rennbahn ansieht.