Von Bruno Elberfeld
Heimbach. Betritt man Marita Jaegers «Galerie Kunstwerk» in Heimbach in den nächsten Tagen und Wochen, wird man noch mehr überrascht als sonst. Meist großformatige Gemälde schlagen den Besucher in den Bann.
Riesige Birkenwälder laden zum Spaziergang ein, das Auge sieht nur Schwarz-Weiß. Wagt sich der Fuß zwischen die Stämme, stößt er auf einen Kokon, mehrere Kokons.
Was in diesen Kokons steckt, kann oder will Malerin Ilka Meschke aus Düsseldorf nicht verraten. Mit «Augen weit geöffnet» fordert die Künstlerin den Betrachter auf, sich ihrer Kunst mit allen Sinnen zu nähern und sie in sich aufzunehmen. Eigene Interpretation ist erwünscht.
Ordnung hinter dem Wirrwarr
Die geordneten Birkenwälder sind nur die «Ruhe vor dem Sturm». Denn was Ilka Meschke auf den Großformaten in den anderen Räumen getrieben hat, ist unglaublich.
Intensiv leuchtende Farben, aufgetragen ohne Zirkel und Lineal, übereinander, durcheinander, mit wilden Pinselstrichen und Spachtelakrobatik, kurzum, Meschke mutet dem Kunstliebhaber schon einiges zu, bevor dieser sagt: «Mensch, das ist ja phantastisch!»
Denn hinter dem Wirrwarr steckt eine Ordnung, neben dem Abstrakten erkennbar immer wieder das Gegenständliche und Figürliche. Ganze Erdschichten liegen wahllos durcheinander, doch da, in einer Ecke, liegt ein Gegenstand, steht ein menschliches Wesen oder auch ein Affe.
«Hier gibt es was zu gucken!», freut sich Galeristin Jaeger ob der verblüfften Gesichter der Besucher, wenn diese an die Werke Meschkes näher herantreten.
Hinter der scheinbar willkürlich hin geklecksten Spachtelmasse findet sich ein Ort der Stille, das Haus der Eltern in Dresden, blühende Gärten, Reiter hoch zu Ross, Baumstümpfe.
Der Fantasie des Einzelnen ist es überlassen, wo er Gesichter, Tiere und Pflanzen entdeckt. «Die Düsseldorfer Akademieabsolventin zeigt», so lobt sie Daniel J. Schreiber, Kurator am Arp-Museum Rolandseck, bei der Vernissage, «dass sie Spontaneität des abstrakten Expressionismus ebenso beherrscht wie die handwerklichen Techniken europäischer Tradition!»
Ilka Meschke malt zurzeit mit Eitempera und Leimfarbe, die sie selbst mischt. Der Untergrund ist Nessel. Ihre Malwerkzeuge sind Pinsel, Spachtel und alles, was sie so verwenden kann.
Da gibt es für die 32-Jährige keine Hemmungen. Sie arbeitet nach eigenen Worten schnell, aus dem Bauch heraus. Alles, was zu lange im Kopf konstruiert wird, ist ihr verdächtig.
Dabei liegen die Bilder, manchmal mehrere gleichzeitig zur Bearbeitung auf dem Boden, über ihr Ilka Meschke im Ganzkörper-Einsatz. Ideenfindung findet bei der Künstlerin kaum statt. «Ich male aus der Situation heraus. Formen entwickeln sich bei mir während des Malens», meint die ansonsten bescheiden auftretende Frau dazu.
Zur Ausstellung gibt es einen wohl einmaligen Katalog. Jeden einzelnen Umschlag hat die Malerin mit Motiven aus der Ausstellung selbst gestaltet. Zu sehen sind die Bilder bis zum 1. Februar 2009, donnerstags und freitags von 14.30 bis 19 Uhr, samstags von 14 bis 17 Uhr, an Sonntagen nach Vereinbarung. |