Edith Kroetz-Gilles bei Galerie Kunstwerk: Wein-Stein
Auschnitt aus "Impression II", 2010, 119 x 100 cm
   

Wein - Stein

Und erzählen von Herzblut, Reben und anderen Dingen ...

Edith Krötz-Gilles
Malerei - Fotografie - Plastik

Ausstellungsdauer: 28.08.2011 bis 09.10.2011

Aachener Zeitung vom 29. August 2011
Wenn Steine zu Leben erwachen
bremer
Im Stein liegt die Seele des Weins! Klar, dass es auch das eine oder andere Schlückchen Wein bei der Ausstellung, die Marita Jaeger mit der Künstlerin Edith Krötz-Gilles (v.l.) eröffnete, zu trinken gab.
Foto: A. Bongartz

Von Andreas Bongartz
Heimbach. Für die meisten Menschen ist ein Stein ein Stein, unbelebte Materie. Edith Krötz-Gilles hat da eine etwas andere Sichtweise, wenn sie anfängt von Schiefer und Graphit zu erzählen, kommt sie so richtig ins Schwärmen. Dann spricht sie in den höchsten Tönen von Farben und Formen der mineralischen Massen.

Das geht so weit, bis das Gestein für sie lebendig wird. Form, Formation und Transformation - die 45-Jährige aus Forst an der Mosel malt Bilder, deren Hauptthema Steine sind. In ihren Arbeiten vollzieht Krötz-Gilles eine Umwandlung der Gesteinsformationen: «In meinen Bildern verändert sich die Stofflichkeit, dann ist es nicht mehr ein harter, grauer Stein, sondern wird lebendig,» so die Künstlerin.

Das Verständnis für diese ungewöhnliche Auffassung liegt in ihrer Biographie: Krötz-Gilles ist Tochter eines Winzers und Fels und Stein haben für Winzer eine ganz besondere Bedeutung. «Für den Winzer speichern die Steine die Wärme der Sonne, außerdem geben sie Mineralstoffe ab.»

So könne ein erfahrener Winzer am Geschmack eines Weines erkennen, aus welcher Lage der Tropfen kommt. «Im Stein liegt die Seele des Weines,» sagt Krötz-Gilles dann auch. Wein und Stein diese beiden Sujets ziehen sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung «Wein - Stein», die jetzt in der Galerie «Kunstwerk» in Heimbach eröffnet wurde.

Edith Krötz-Gilles präsentiert in der Galerie von Marita Jaeger Gemälde, Fotografien, Installationen und Skulpturen. So zeigt sie Fotografien, die farblich am Computer verfremdet wie Malerei wirken und erst auf den zweiten Blick offenbaren, dass es sich um Eindrücke aus dem Weinberg handelt.

Gerne arbeitet die Künstlerin auch mit Collagen und integriert direkt Steine in ihre pastellfarbenen Acrylgemälde. In diesen sprechen zumeist Formen und Formationen den Betrachter an, große Gesteinsabbildung aber immer wieder auch runde Formen und die eine oder andere Rebe finden den Weg auf die Bilder.

Wenn die Reben dann noch rot gemalt werden oder eine rote Äderung bekommen, wird deutlich: Steine sind die Seele des Weins und Reben seine Adern. Krötz-Gilles kann sich aber auch für Dinge abseits des Weinberges begeistern, etwa für die Ästhetik von Schriftbildern. So zeigt sie ebenfalls stilisierte Bilder mit Braille-Blindenschrift.

Die Punkte der Blindenschrift werden hier zu Flächen, erinnern an Computer-Codes. Die Ausstellung «Wein - Stein» in der Heimbacher Galerie Kunstwerk ist noch bis Freitag, 9. September geöffnet. Sie kann während dieser Zeit freitags von 15 bis 19 Uhr sowie samstags von 13 bis 16 Uhr besichtigt werden.

Aachener Zeitung vom 31. August 2011
Besondere Fundstücke aus den Weinbergen
bremer
Künstlerin Edith Krötz-Gilles (rechts) erklärt Galeristin Marita Jaeger die Installation mit Fundstücken aus der Ruraue in der Nähe des Heimbacher Weinberges. Foto: Elberfeld

(bel)
Heimbach.

Hätten die Flyer es nicht schon verraten, dass in der Galerie «Kunstwerk» von Marita Jaeger nur eine Künstlerin ausstellt, so könnte der Besucher auf die Idee kommen, dass in den Ausstellungsräumen Schöpfungen dreier Künstler zu bewundern sind.
In einem Raum hängen Fotografien, die erst aus der Nähe betrachtet erkennen lassen, dass sie keine Gemälde sind. Im großen Raum an der Rückseite des Hauses zeigt Edith Krötz-Gilles Steine, meist Schiefergestein, mit Acryl auf Leinwand gebannt, gefunden in ihrer Heimatregion, in dem ehemaligen Weinberg ihrer Eltern in Edeger oder anderen Weinbergen an der Mosel. Einen Schritt weiter geht die studierte Künstlerin im nächsten Raum, wo sie ihre im Teilstudium Schriftbildnerei erworbenen Fähigkeiten in Blindenschrift übersetzt hat.

Lange Texte beeindrucken durch akribische Genauigkeit. Punkte der Braille-Schrift werden zu Flächen, dicht gedrängt wie auf dem komplizierten Schaltplan einer Elektroanlage. Als Krönung hat die Künstlerin diese Schrift dann in schwarze Holzklötze transformiert, von jedem Blinden durchaus lesbar. Weitere Skulpturen sind gedacht als Hommage an Heimbach und die Ruraue: Fundstücke rund um den Versuchsweinberg in Heimbach mit seinen Rebsorten.

Wein und Stein

Es sind tote Reben in verschiedenen Formen, unter dem Begriff «Rurgewürm» gesammelt und in verschiedenen Farben installiert. «Ich male, fotografiere und bringe alles in Form, was mit Weinbergen, dem Wein und den Steinen in diesem Berg zu tun hat», verrät sie die Wahl ihrer Motive. So sind die Inhalte ihrer teils großformatigen Gemälde nichts anderes als Fundstücke aus Weinbergen. Edith Krötz-Gilles glaubt, dass die Steine sie finden, dass sie von diesen Steinen magisch angezogen wird. Für sie, die Winzertochter, sind diese Steine nicht tot, sondern aus diesen Steinen wachsen Rebstöcke, wächst der Lebenssaft. Das scheinbar Leblose wird zum Lebendigen.

So erscheinen auf den Bildern - wie von Geisterhand gemalt - bizarre Figuren, die explosionsartig zum Leben hindrängen. In ihren Fotografien macht die Künstlerin aus einem oberflächlich grau-braunen Weinberg mit raffinierter Computertechnik eine bunte Farbpalette, erst bei genauerem Hinschauen als Weinberg im Herbst erkennbar. Galeristin Marita Jaeger zeigte sich bei ihrer Begrüßung sichtlich erfreut, die Werke einer jungen Frau unter ihrem Dach zu beherbergen, die weiß, warum sie malt, fotografiert und modelliert. Kurzum: Edith Krötz-Gilles hat eine Philosophie, die ihr sagt, warum sie etwas schafft. Die Galerie ist bis zum 9. Oktober freitags von 15 bis 19 Uhr und samstags von 13 bis 16 Uhr geöffnet.

 
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